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Biodiversitätsmaßnahmen in Unternehmen: Maßnahmentypen und Anwendungsbeispiele

Quelle: LfU

Biodiversität ist eine wichtige Grundlage für menschliches Wohlergehen und viele unternehmensrelevante Prozesse. Unternehmen profitieren von natürlichen Ressourcen und haben durch ihr unternehmerisches Handeln gleichzeitig einen großen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Biodiversität nimmt weltweit und auch hierzulande ab. Höchste Zeit also, etwas zu unternehmen. Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität lassen sich für Unternehmen besonders leicht durch die naturnahe Gestaltung der eigenen Unternehmensliegenschaften ergreifen. Dadurch kann das Thema Biodiversität auch nach und nach in die betriebliche Organisation integriert werden. Nachfolgend werden geeignete Maßnahmen für die verschiedenen Anwendungsfälle kurz vorgestellt. Eine Übersicht finden Sie auch in unserem neuen Werkzeug "Vielfalt am Standort".

Immobilienstandort

Bei der Wahl des Immobilienstandorts für das Unternehmen kann durch die Vermeidung von Lebensraumzerschneidungen und die Meidung der Bebauung empfindlicher oder wertvoller Biotope die Biodiversität vor Ort geschont werden. Grundsätzlich sollte die Nutzung unbebauter Flächen innerhalb bereits bestehender Bebauung (Nachverdichtung) oder die Umnutzung bestehender Firmenstandorte stets vor der Neuversiegelung stehen.

Unternehmensliegenschaften

Durch die naturnahe Gestaltung der eigenen Flächen wird neben dem Beitrag zum Umweltschutz und zur biologischen Vielfalt auch ein positives Firmenimage entwickelt. Gleichzeitig tragen entsprechende Maßnahmen dazu bei, die Lebensqualität und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Potenziale für eine solche Gestaltung auf dem Unternehmensgelände bieten Gebäudeflächen, Außenanlagen und potenzielle Erweiterungsflächen.

Mit einer Dach- und Fassadenbegrünung werden Lebensräume etwa für Vögel, Schmetterlinge und Käfer geschaffen, die Gebäudeflächen optisch aufgewertet, der Energieverbrauch des Gebäudes verringert sowie Regenwasser zurückgehalten. Weitere mögliche Maßnahmen rund um die Gebäudeflächen sind vogelverträgliche Verglasungen, die Anbringung von Nist- und Fledermauskästen oder ein naturnah gestalteter Eingangsbereich. Hier können heimische Pflanzen in attraktive Wildstaudenpflanzungen integriert werden, Teiche mit Wasser- und Röhrichtpflanzen oder Feuchtbeeten angelegt werden und Skulpturen aus ortstypischen Natursteinen oder Holz eingesetzt werden.

Neben dem Eingangsbereich eignen sich weitere Flächen im Außenbereich für eine naturnahe Gestaltung. Die Anlage artenreicher Wiesen, Säume oder Magerrasen anstelle von Rasenflächen bietet eine Pollen- und Nektarquelle für Insekten. Außerdem sparen Sie erheblich Kosten in der Pflege ein. Für die Ansaat gibt es Fertigmischungen, die bereits auf unterschiedliche Standortansprüche abgestimmt sind. Durch eine Entsiegelung oder Teilentsiegelung der Parkplatzflächen und der Wege kann das Regenwassermanagement auf dem Unternehmensgelände verbessert werden. Ergänzende Maßnahmen hierzu sind die Anlage von Retentionsbecken, Versickerbecken, Entwässerungsmulden und die Nutzung von Regenwasser beispielsweise zum Gießen der Außenanlagen. Durch eine insektenfreundliche Beleuchtung der Außenanlagen können sowohl Insekten und nachtaktive Tiere geschont werden, als auch Energie eingespart werden. Dies ist durch den Einsatz von Bewegungsmeldern, geschlossenen Leuchten und der Verwendung von LED-Leuchtmitteln oder Natriumdampflampen möglich. Weitere Gestaltungsmaßnahmen, die sich besonders für weniger stark frequentierte Bereiche anbieten sind die Anlage von (Natur-)Hecken aus heimischen Gehölzen, die Pflanzung von Streuobstbäumen, das Aufstellen von Nisthilfen (Insektenhotels, Nistkästen) und das Einbringen von Habitatstrukturen (Trockenmauern, Totholz).

Potenzielle Erweiterungsflächen können als "Natur auf Zeit"-Flächen genutzt werden. Für einen begrenzten Zeitraum, in der Regel bis zur Bebauung, werden auf diesen Flächen entweder gezielt Lebensräume und Strukturen geschaffen oder sie werden der Sukzession überlassen. Die Anlage von Sukzessionsflächen ist sehr kostengünstig und meist auch pflegeextensiv. Es empfiehlt sich, die Flächen in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde so zu gestalten, dass keine artenschutzrechtlichen Beeinträchtigungen entstehen.

Die Kombination verschiedener Maßnahmen wie beispielsweise Wildstaudenpflanzungen mit Insektenhotels potenzieren die positiven Effekte und ergänzen sich gegenseitig. Hier ist zumeist eine individuelle Beratung durch Fachleute sinnvoll.

Betriebliche Organisation und Produktionsprozess

Eine nachhaltige, ressourcenschonende Betriebsorganisation wirkt sich kurz- und langfristig auch positiv auf die Biodiversität aus.
Innerhalb der Betriebsorganisation lassen sich verschiedene biodiversitätsfördernde Maßnahmen ergreifen, die je nach Wirtschaftssektor und Betrieb sehr unterschiedlich auszugestalten sind. Die Teilnahme an Umweltmanagementsystemen und Zertifizierungsprogrammen stellt dabei eine wichtige Unterstützung dar.

Bei der Beschaffung von Roh- und Werkstoffen sowie der Lieferkette liegen die Maßnahmen zumeist außerhalb des direkten Wirkbereiches des Unternehmens. Durch ein Lieferkettenmanagement kann jedoch Einfluss genommen werden. Bei der Auswahl der Rohstoffe an sich ist unter ökologischen (und sozialen) Gesichtspunkten zu bewerten um welche Rohstoffe es sich handelt, wo, in welcher Menge und unter welchen Bedingungen diese gewonnen werden. Bei der Lieferantenauswahl können dann die Produktionsbedingungen und die Transportwege mit einbezogen werden. Eine Reduktion von Transportwegen spart zum Beispiel Emissionen ein. Der Einkauf biologisch hergestellter Rohstoffe oder zertifizierter heimischer Holzarten schont die Umwelt. Der organisatorische Ablauf und die Einbindung der betrieblichen Maßnahmen in das Lieferkettenmanagement ist in einem eigenen Fachbeitrag dargestellt worden.

Ein weiteres Handlungsfeld stellen die Produktgestaltung und der Produktionsablauf dar. Ein optimierter Produktionsprozess spart Ressourcen, Emissionen und auch Kosten ein. Neben dem Verzicht von ökologisch bedenklichen Roh- und Werkstoffen für das Produkt kann der Einsatz umweltschädlicher Stoffe im Produktionsprozess reduziert oder ganz vermieden werden. Ein Beispiel ist der Verzicht auf Phosphate in Waschmitteln. Auch Aspekte wie das Recycling oder die Entsorgung sind bei der Produktgestaltung sowie dem Produktionsprozess zu beachten. Je nach Wirtschaftssektor können auch Produkte hergestellt oder vertrieben werden, die die biologische Vielfalt direkt fördern. Die Vermarktung alter und inzwischen seltener Obst- und Gemüse- oder Getreidesorten ist ein Beispiel hierfür.

Nicht zuletzt sind die Mitarbeitenden des Unternehmens für die Umsetzung der Biodiversitätsmaßnahmen von elementarer Bedeutung. Sie sollten einbezogen, motiviert und geschult werden, um die Biodiversitätsmaßnahmen in ihre täglichen Entscheidungsfindungen zu integrieren. Über freiwillige Maßnahmen, wie beispielsweise die gemeinsame Ernte von Streuobst auf Firmenflächen, oder dem Kauf von Naturschutzzertifikaten wird nicht nur die Identifikation mit dem Unternehmen gestärkt, sondern sie wirken sich auch positiv auf Teambildung und Zufriedenheit aus.