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Kompensationsmarkt verstehen – Arten, Register und Regelwerke

Quelle: IZU, LENK

Im Folgenden werden die verschiedenen Arten von Kompensationsmärkten, die genutzten Register sowie die bekanntesten Standards und Regelwerke erläutert. Außerdem wird dargelegt, wie die Einhaltung der Standards gewährleistet werden soll.

Welche Kompensationsmärkte gibt es?

Die Vereinten Nationen führten den Kompensationsmarkt ursprünglich als Transferinstrument zugunsten der Länder des globalen Südens ein. Industrienationen mit verbindlichen Klimaschutzzielen aus dem „Kyoto-Protokoll“ des Weltklimarates von 1997 konnten in Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren.
Diese Investitionen und die dabei ausgeschütteten Zertifikate, sogenannte „Certified Emission Reductions“ (CER) finden auf einem „verpflichtenden Markt“ statt. Mittlerweile wurde dieser jedoch zwischen den Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls durch den sogenannten „freiwilligen Kompensationsmarkt“ an Bedeutung überholt. Auf dem „freiwilligen Kompensationsmarkt“ können Privatpersonen und Unternehmen ihre Emissionen durch Geldzahlungen an Kompensationsprojekte freiwillig, d.h. ohne Vorliegen einer gesetzlichen Verpflichtung ausgleichen. Die hierbei erworbenen Zertifikate werden dann „Voluntary Emission Reductions“ (VER) genannt. Da der freiwillige Kompensationsmarkt bisher gänzlich unreguliert ist, unterscheiden sich die Qualität der Projekte und Standards innerhalb des Marktes stark voneinander.

Was sind Register und wofür werden sie genutzt?

Die CO2-Zertifikate, die von Kompensationsprojekten ausgeschüttet werden, müssen in Registern geführt und nach der Nutzung zur Kompensation stillgelegt werden. Dies dient grundsätzlich der akkuraten Nachverfolgung der Zertifikate durch klar zugeordnete Codes und sorgt so für Transparenz. Die Stilllegung dient der Vermeidung von Doppelzählungen, da bereits durch eine entsprechende Menge an ausgeglichenen Emissionen „verbrauchte“ Zertifikate vom Markt genommen werden, wodurch sie nicht mehrfach für Kompensation angerechnet werden können. Register können von Staaten, Organisationen oder auch gemeinnützigen Initiativen geführt werden. Je nachdem unter welchen Standards die Register geführt werden, unterscheiden sie sich stark in ihrer Qualität. Aktuell gibt es noch kein einheitliches globales Register zur Erfassung des gesamten Kompensationsmarkts.

Welche Standards und Regelwerke gibt es?

Damit zu kompensierende Emissionen auch tatsächlich ausgeglichen werden, müssen Kompensationsprojekte mehrere Qualitätskriterien erfüllen. Dies wird in der Regel durch sogenannte „Standards“ und Regelwerke sichergestellt, an die sich Kompensationsprojekte halten müssen. Auf dem „verpflichtenden Markt“ diente vor allem das Regelwerk „Clean Development Mechanism (CDM)“ zur Qualitätssicherung.
Auf dem „freiwilligen Kompensationsmarkt“ finden sich alle Arten von Regelwerken und Zertifizierungen. Da dieser Markt bisher gänzlich unreguliert ist, unterscheiden sich die Qualität der Projekte und Standards stark voneinander. Die meistgenutzten Standards bieten die Organisation VERRA mit dem Hauptprodukt des „Verified Carbon Standard“ (VCS) und die „Goldstandard“-Initiative an.
VERRA fördert nach eigener Aussage „die Finanzierung von Aktivitäten, die Emissionen reduzieren und beseitigen, die Lebensgrundlagen verbessern und die Natur schützen“.
Auf ihrer Webseite schreibt die Organisation, dass VCS-Projekte mehr als eine Milliarde Tonnen Kohlenstoff- und andere Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre reduziert oder entfernt hätten.
Die Goldstandard-Initiative schreibt auf ihrer Webseite: „Der Gold Standard wurde 2003 vom WWF und anderen internationalen NGOs ins Leben gerufen, um sicherzustellen, dass Projekte, die CO2-Emissionen reduzieren, ein Höchstmaß an Umweltintegrität aufweisen und auch zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Mit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens und der Ziele für die nachhaltige Entwicklung (SDGs) haben wir einen Best-Practice-Standard für Klima- und Entwicklungsmaßnahmen eingeführt - den Goldstandard für die globalen Ziele […]“

Wie wird die Einhaltung der Standards gewährleistet?

Bei den besonders bewährten Standards des freiwilligen und verpflichtenden Kompensationsmarktes hat sich zur Qualitätssicherung eine Zertifizierungs- und Validierungssystematik entwickelt. Projektentwickler müssen ihr neues Kompensationsprojekt nach einem vorgegebenen Regelwerk (beispielsweise des Goldstandards) entwickeln und von einem externen Zertifizierer validieren lassen. Für jedes Jahr, in dem danach durch das Projekt Zertifikate generiert und in den Kompensationshandel ausgeschüttet werden sollen, muss die Menge an generierten Zertifikaten ebenfalls gemäß dem Regelwerk und der zugrundeliegenden Methodik berechnet und extern validiert werden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass für jedes verkaufte und stillgelegte Zertifikat eine tatsächlich vermiedene oder gebundene Menge in Höhe von einer Tonne CO2-Äquivalente steht. Hierfür ist während der gesamten Projektlaufzeit ein entsprechendes Monitoring nötig.

Weiterführende Informationen

Auf der IZU-Webseite finden Sie in weiteren Fachwissen eine Erläuterung des Grundprinzips der Kompensation und einen Überblick zu Arten und Qualitätskriterien von Kompensationsprojekten sowie einen Vergleich zwischen regionalen und internationalen Kompensationsprojekten. Außerdem haben wir für Sie FAQs zur Kritik am Kompensationsansatz und zum Doppelzählungsproblem zusammengestellt.