Rohstoff- und Materialeffizienz

Seit Jahren steigt der Ressourcenverbrauch in Bayern und weltweit stetig an. Die Ursachen dafür sind zum Beispiel die wachsende Bevölkerung oder das Streben des Menschen nach mehr Wohlstand. Dies führt neben einer Verknappung von Rohstoffen auch zu höheren Rohstoffpreisen. Die bayerischen Unternehmen berichten im Rohstoffreport Bayern 2019, einer Umfrage des Bayerischen Industrie und Handelskammertages, dass insbesondere die Preise der Basismetalle stark gestiegen sind. Ebenso kommt es zu einer Zunahme der Versorgungsengpässe heimischer Rohstoffe beispielsweise bei Steinen oder Sanden. Rohstoff- und materialeffizientes Wirtschaften ist für Unternehmen die richtige Strategie für mehr Unabhängigkeit.
Die Materialkosten im Unternehmen liegen bei rund 43 %. Ein enormes wirtschaftliches Potenzial zur Senkung der Kosten wird in der Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz gesehen. In der Umsetzung erfordern rohstoff- und materialeffiziente Produkte und Prozesse eine ganzheitliche Betrachtung des Produktlebenszyklus sowie eine detaillierte Analyse vorhandener Prozesse und eingesetzter Materialien. Unternehmen haben unter anderem die Möglichkeit durch die Gestaltung eines Produktes, zum Beispiel durch Ökodesign, oder durch die Optimierung von Prozessen ressourceneffizienter und dadurch kostensparender zu produzieren. Des Weiteren sollte eine Bewertung der zu etablierenden Maßnahmen vorgenommen werden, um die Gesamtbilanz zum Beispiel durch Reboundeffekte nicht zu verschlechtern. Auch die gezielte Schulung von Mitarbeitern hin zu einem sparsamen und sorgfältigen Umgang mit den eingesetzten Materialien hat meist einen positiven Einfluss auf die Ressourcen- und Materialeffizienz eines Unternehmens. Im folgenden Abschnitt werden konkrete Beispiele zur Umsetzung aus der Praxis aus Bayern vorgestellt.
Beispiele
Die Firma MULTIVAC hat zur Einsparung von Ressourcen das Projekt e-concept™ gegründet. Ziel ist es, den Packstoffverbrauch durch die Optimierung von Tiefziehverpackungsmaschinen für den Kunden zu reduzieren. Das ausführliche Praxisbeispiel finden Sie hier:
Ein weiterer Vorreiter in Sachen Materialeffizienz ist die BMK electronic services GmbH. Hier werden elektronische Baugruppen und Systeme, die als Ausschuss die Produktion verlassen, gezielt repariert. Dadurch fallen weniger Ausschussprodukte an und Abfall wird vermieden.
- REZ Praxisbeispiel BMK - PDF
Falls Sie bereits konkrete Projekte in Ihrem Unternehmen umgesetzt haben und andere Akteure zum Nachahmen motivieren wollen, melden Sie sich bei uns! Wir sind immer auf der Suche nach geeigneten Praxisbeispielen zum Thema Rohstoff- und Materialeffizienz.
E-Mail: REZ
Strategien
Im Februar 2012 wurde das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess), welches Ziele, Leitideen und Handlungsansätze zum Schutz von Ressourcen festlegt, auf Bundesebene verabschiedet.
Das übergeordnete Ziel des Deutschen Ressourceneffizienzprogrammes ist die nachhaltige Nutzung und Entnahme von natürlichen Ressourcen im Rahmen des Generationenvertrages.
ProgRess verfolgt/basiert auf vier Leitideen:
- ökologische Notwendigkeiten mit ökonomischen Chancen, Innovationsorientierung und sozialer Verantwortung verbinden;
- globale Verantwortung als zentrale Orientierung unserer nationalen Ressourcenpolitik sehen;
- Wirtschafts- und Produktionsweisen in Deutschland schrittweise von Primärrohstoffen unabhängiger machen, die Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln und ausbauen;
- nachhaltige Ressourcennutzung durch gesellschaftliche Orientierung auf qualitatives Wachstum langfristig sichern.
Alle vier Jahre ist die Bundesregierung verpflichtet den Deutschen Bundestag über die Entwicklung der Ressourceneffizienz in Deutschland zu Unterrichten und das Ressourceneffizienzprogramm fortzuschrieben. Am 02. März 2016 folgte ProgRess II auf ProgRess I und im Jahr 2020 wird die nächste Fortschreibung ProgRess III veröffentlicht.
Tools
Sie sind noch auf der Suche nach Ideen bzw. haben bereits erste Ideen entwickelt und diese noch nicht umgesetzt? Mit Hilfe folgender Tools können Sie sich Anregungen für mögliche Ansatzpunkte zur Ressourceneffizienz in Ihrem eigenen Unternehmen holen:
- VDI ZRE: Leitfaden Ressourceneffizienz
- VDI ZRE: Kostenrechner – Identifizierung von Ressourceneffizienzpotentialen
- VDI ZRE: Ressourcenchecks – Checklisten zur Steigerung der Effizienz betrieblicher Prozesse
- VDI ZRE: EDIT Value Tool – Ermittlung von Maßnahmen für mehr Ressourceneffizienz für produzierende Unternehmen
Auch die Digitalisierung, die Etablierung einer Shareconomy oder die Additive Fertigung können zu einem ressourcen- und materialeffizienten Umgang mit Materialien beitragen. Ein weiterer Ansatzpunkt sind Recyclingstrategien. Dazu finden Sie hier einige Anregungen:
- REZ Bayern: Digitalisierung
- BIHK & StMUV: Shareconomy im B2B-Bereich - PDF
- VDI & RWTH Aachen: Das Potenzial der additiven Fertigung: Digitale Technologien im Unternehmenskontext - PDF
Ressourceneffizienz lohnt sich und wirkt sich meist zusätzlich positiv auf Ihre CO2-Bilanz aus. Wie viel Treibhausgasemissionen Sie konkret durch den ressourceneffizienten Einsatz von Materialien mittels ihrer Maßnahmen einsparen können, können Sie sich vom CO2-Tool des VDI-ZRE berechnen lassen: