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Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern - REZ

Rohstoffversorgung

Rohstoffe sind die Grundlage moderner Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften. Auf Grund der wachsenden Weltwirtschaft und der zunehmenden Technisierung vieler Produkte ist die Nachfrage nach Rohstoffen weltweit stark angestiegen. Neben der Vervielfachung der Rohstoffkosten über die letzten Jahrzehnte kann dies zu Engpässen in der Rohstoffversorgung führen. Als Konsequenz der Verknappung müssen neue Lagerstätten erschlossen werden oder eine konsequente Kreislaufführung von Rohstoffen etabliert werden.

Vor allem die Beschaffung von Rohstoffen für Zukunftstechnologien kann für Unternehmen eine Herausforderung sein, da die hier benötigten Rohstoffe zum Großteil aus dem Ausland importiert werden müssen. Um den Rohstoffbedarf langfristig zu senken und die Rohstoffversorgung zu sichern, wollen sowohl die EU und die Bundesregierung als auch Bayern die Effizienz der Rohstoffnutzung in der Wirtschaft erhöhen.

Wie hoch ist der Rohstoffverbrauch in Bayern?

In Bayern werden insgesamt jährlich ca. 250 Millionen Tonnen Rohstoffe verbraucht. Pro Einwohner des Freistaats sind das 19,8 t Rohstoffe pro Jahr. Dies entspricht ungefähr einem Gewicht von 14 Autos unter der Annahme, dass ein normales Auto ca.1,4 t wiegt.

Zu den Rohstoffen zählen neben abiotischen auch biotische Rohstoffe. Abiotische Rohstoffe sind Mineralien wie Erze und Steine. Biotische Rohstoffe sind Rohstoffe tierischen und pflanzlichen Ursprungs.

Erläuterung im umliegenden Text. Rohstoffverbrauch biotischer und abiotischer Stoffe (direkter Materialeinsatz einschl. Saldo des Intrahandels); Quelle: REZ (2020): Effizienz zahlt sich aus

Der Rohstoffverbrauch ist über die Jahre gesehen in Bayern relativ konstant, vgl. Abbildung 1. Insgesamt werden ungefähr vier Fünftel der eingesetzten Rohstoffe stofflich und ein Fünftel energetisch genutzt.

Am bundesweiten Verbrauch biotischer Rohstoffe hat Bayern relativ gesehen einen hohen Anteil (18–20 %). Der Anteil beim Verbrauch der abiotischen Rohstoffe liegt dagegen nur bei 12–14 %.

Bei genauerer Betrachtung der Entwicklung des Verbrauchs abiotischer und biotischer Rohstoffe in Bayern, s. Abbildung 2, fällt auf, dass der Verbrauch abiotischer Rohstoffe bis zum Jahr 2016 um 10 % abgenommen hat. Die Nutzung biotischer Rohstoffe hat dagegen um 30 % zugenommen, der bundesweite Verbrauch sogar um 40 %. In Abbildung 2 wird im Gegensatz zu Abbildung 1 nicht der absolute Verbrauch, sondern die Entwicklung seit dem Basisjahr 1994 (= 100) betrachtet.

Dies deutet auf einen Erfolg unternehmerischer Anstrengungen hinsichtlich der Nutzung abiotischer Rohstoffe hin. Aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ist der verstärkte Einsatz nachwachsender biotischer Rohstoffe gegenüber nicht-erneuerbaren abiotischen Materialien eine positive Entwicklung. Knappe Ressourcenbestände können so geschont werden. Allerdings bleibt die im Kontext zunehmender globaler Wertschöpfungsketten auftretende Verlagerung von Rohstoffverbräuchen ins Ausland durch den Konsum importierter Produkte hier unberücksichtigt.

Erläuterung im umliegenden Text. Relative Entwicklung des Rohstoffverbrauchs (direkter Materialeinsatz) in Bayern und Deutschland gegenüber 1994 (= 100); Quelle: REZ (2020): Effizienz zahlt sich aus

Die bayerische Metallindustrie hat im Jahr 2014 den höchsten Rohstoffbedarf, wie Abbildung 3 zu entnehmen ist. Die mit Abstand wichtigste verwendete Rohstoffgruppe bildeten hierbei die Erze mit 45 Millionen Tonnen. Insgesamt weisen die drei großen rohstoffintensiven Branchen – Fahrzeuge, Maschinen, Elektro – sowie die zwei rohstoffverarbeitenden Branchen – Metall und Chemie/Pharmazie/Gummi- und Kunststoffwaren – den höchsten Rohstoffeinsatz bei ihren industriellen Herstellungsprozessen auf.

Erläuterung im umliegenden Text. Rohstoffeinsatz bei der Herstellung in den Industriebranchen, Letzte inländische Verwendung und Exporte in Millionen Tonnen Rohstoffäquivalenten nach Gütergruppen in Bayern, 2014; Quelle: Umweltökonomische Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes

Wie viele Tonnen Rohstoffe importiert und exportiert Bayern?

Erläuterung im umliegenden Text. Bayerns Außenhandel mit Rohstoffen und Rohmaterialien in Mrd. Euro, 2008 – 2017; Quelle: Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamts

Die bayerische Nachfrage nach Rohstoffen aus dem Ausland verzeichnet einen starken Anstieg im Jahr 2017, verglichen mit den Vorjahren. Dies verdeutlicht Abbildung 4. Von 2016 auf 2017 stieg der Rohstoffimport um eine Milliarde Euro an. Somit wurden vor dem Hintergrund der starken wirtschaftlichen Entwicklung so viele Rohstoffe eingeführt wie noch nie.

Bayern ist Lieferant von mineralischen Rohstoffen wie Sand und Kies, hochwertigen Natursteinen, Lehm und Ton, Gips und Anhydrit, Kalkstein und unterschiedlichen Industriemineralen (Kaolin, Feldspat, Bentonit, Kieselerde, Quarz und Salz). Hiervon werden Sand und Kies in der Region in den größten Mengen gewonnen und auch am häufigsten als vor Ort gewonnener Rohstoff nachgefragt. Gebrochene Natursteine folgen an zweiter Stelle. Die Gewinnung der mineralischen Rohstoffe ist nur in bestimmten Regionen in Bayern möglich und findet im Tagebau statt. Beim Abbau der Rohstoffe kommt es zu erheblichen Eingriffen in die Natur und Landschaft. Ein effizienter Einsatz der Rohstoffe sowie ein gezieltes Recycling zur Wiederverwendung machen die Unternehmen nicht nur unabhängiger vom Rohstoffmarkt, sondern schonen auch die Umwelt.

Unverarbeitete Primärrohstoffe haben nur einen geringen Anteil an der gesamten Handelsleistung (3 % im Jahr 2017). Sie werden zumeist erst als weiterverarbeitete Rohmaterialien, wie etwa Granulate, Pulver und Halbzeuge (77 %) dem Außenhandel zugeführt. Sekundärrohstoffe (insbesondere sortierte Abfälle und Schrotte) haben aktuell einen Handelsanteil von knapp 20 %.

Wie ist die Versorgungssicherheit der Schlüsselrohstoffe in Bayern?

Für Bayern lassen sich zwölf Schlüsselrohstoffe identifizieren, die für die Industrie von großer Bedeutung sind und für die ein oder mehrere der folgenden Merkmale zutreffen: eine sehr hohe Importnachfrage (Volumenrohstoffe), ein hohes Versorgungsrisiko (Risikorohstoffe) oder eine besondere Relevanz für Zukunftstechnologien (Zukunftsrohstoffe). Die Schlüsselrohstoffe sind: Aluminium, Antimon, Eisen, Kobalt, Kupfer, Lithium, Magnesium, Platingruppe (Platin, Iridium, Ruthenium, Rhodium, Palladium und weitere Metalle), Seltene Erden (Scandium, Yttrium, Neodym, Dysprosium, weitere Metalle), Silizium, Tantal und Wolfram.

Versorgungssicherheit

Versorgungssicherheit der zwölf Schlüsselrohstoffe in Bayern. Quelle: REZ (2020): Effizienz zahlt sich aus.
Element Rohstoff-Risiko Recycling Substituierbarkeit
Aluminium Mittel Etabliert gut
Antimon Hoch Etabliert Gut
Eisen Mittel Etabliert schlecht
Kobalt Hoch Gering Schlecht
Kupfer Mittel Etabliert Schlecht
Lithium Mittel Kaum-nicht Gut
Magnesium Hoch Etabliert Schlecht
Platingruppe Hoch Etabliert Mittel
Seltene Erden Hoch Gering Mittel-schlecht
Silizium Hoch Kaum-nicht Schlecht
Tantal Hoch Gering Gut
Wolfram Hoch Etabliert mittel

Die Tabelle gibt einen Überblick über die Versorgungssicherheit mit den zwölf Schlüsselrohstoffen. Im Folgenden wird anhand einiger Beispiele die Versorgungssicherheit genauer charakterisiert:
Aluminium wird in großen Mengen nach Bayern importiert und in seiner Eigenschaft als Leichtmetall häufig als Rohstoff eingesetzt. Der Rohstoff kann je nach Anwendung gut durch andere Stoffe substituiert (z.B. Titan, Magnesium oder Stahl) und gut recycelt werden, was sein Versorgungsrisiko mindert.
Der Schlüsselrohstoff Kobalt ist ein vielseitig einsetzbares Metall und kommt in Zukunftstechnologien, wie der Elektromobilität sowie in verschiedensten Speichertechnologien zum Einsatz. Durch seine besondere Relevanz für Zukunftstechnologien, geringe Recyclingquoten und schlechte Substituierbarkeit hat Kobalt ein hohes Versorgungsrisiko.
Die Metalle der Platingruppe sind insbesondere zur Unterstützung von katalytischen chemischen Prozessen und in der Produktion von elektronischen Geräten gefragt. Sie werden von unterschiedlichen Branchen nachgefragt und sind besonders relevant für Zukunftstechnologien. Da sowohl das Recycling als auch die Substitution der Metalle der Platingruppe bisher eine große Herausforderung darstellen, ist die Versorgung der bayerischen Wirtschaft mit diesen Rohstoffen kritisch.

Wie kann die Rohstoffabhängigkeit Ihres Unternehmens verringert werden?

Je nach Branche und Unternehmenstätigkeit variieren die Möglichkeiten, Rohstoffe effizient einzusetzen und die Ressourceneffizienz aktiv zu fördern.

Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kann Sie bei der Sicherung ihrer Rohstoffversorgung durch eine neutrale Bewertung der Preis- und Lieferrisiken in den Rohstoffmärkten unterstützen. Neben detaillierten Informationen zu Rohstoffen, wird auf der Internetseite der DERA ein Rohstoffinformationssystem (ROSYS) zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe des Instruments können aktuelle Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten in der Welt und speziell in Deutschland unkompliziert verfolgt, analysiert und bewertet werden.

Für die fünf wichtigsten Industriebranchen Bayerns (Fahrzeugbau, Maschinenbau, Elektroindustrie, die Metallindustrie sowie die Chemie-, Pharmazie-, Gummi- und Kunststoffindustrie) beleuchtet die Studie "Effizienz zahlt sich aus – Zahlen, Daten, Fakten zur Ressourceneffizienz in Bayern" die Rohstoffsituation und zeigt beispielhaft Maßnahmen auf, die Unternehmen zur Steigerung ihrer Material- und Rohstoffeffizienz ergreifen können.
Beispiele hierfür sind:

  • die Verwendung von Nebenprodukten der Produktion als Ausgangsmaterial für weitere Produkte,
  • die Bedarfssicherung von Rohstoffen durch langfristige Kooperationen mit qualifizierten Lieferanten,
  • Einsparungen von Material durch präzisere Lasertechniken beim Zuschneiden,
  • Fertigung auf Auftragsbasis zur exakten Planung des Rohstoffbedarfs und zur Reduzierung der Lagerhaltung,
  • Aufarbeitung und Nachrüstung von Maschinen zur Wiederverwendung.

Weitere mögliche Ansatzpunkte zur Verringerung der Rohstoffabhängigkeit Ihres Unternehmens sind laut dem BIHK Rohstoffreport 2019:

  • Produktentwicklung: rohstoffsparende Produktgestaltung, Verwendung von Recyclingmaterial/Sekundärrohstoffen;
  • Produktionsprozess: Reduzierung Abfall und Verschnitt, Materialflusskostenrechnung zur Prozessoptimierung;
  • Umfeld der Produktion: Sensibilisierung der Mitarbeiter, Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen, Lagerhaltung und Logistik optimieren.

Welche politischen Strategien gibt es in Bayern zur Sicherung der Rohstoffversorgung?

Die Bayerische Staatsregierung hat am 31. Juli 2018 die Umsetzung eines 7-Punkte-Plans zum sparsamen und effizienten Einsatz von Ressourcen beschlossen. Die Schwerpunkte liegen dabei unter anderem

  • auf der Förderung ressourceneffizienten Wirtschaftens in Unternehmen,
  • auf der Forschung und Entwicklung innovativer Technologien für den effizienten Ressourceneinsatz und für das Recycling,
  • auf der Förderung der Digitalisierung, Integrierten Produktpolitik als Instrument und der Akzeptanz von Recycling-Baustoffen.

Die Bayerische Staatsregierung strebt langfristig eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch an. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat daher im Juni 2010 eine interministerielle Arbeitsgruppe "Rohstoffstrategie" gegründet, die für Bayern entsprechende Maßnahmen und Handlungsoptionen zur Sicherung der Rohstoffversorgung entwickelt. Zusätzlich hat die Bayerische Staatsregierung in der Bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie zur Erreichung einer nachhaltigen Wirtschaft und eines nachhaltigen Konsums Maßnahmen zu einem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen verankert.

Welche politischen Strategien gibt es in Deutschland zur Sicherung der Rohstoffversorgung?

Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess III)

Unter dem Motto "Mit weniger mehr erreichen" hat das Bundeskabinett am 17. Juni 2020 das dritte Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess III) verabschiedet. Das übergeordnete Ziel ist es, die Entnahme und Nutzung natürlichen Ressourcen nachhaltiger zu gestalten. Eine möglichst weitgehende Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourceneinsatz sowie die Senkung der Umweltbelastungen stehen dabei ebenso im Fokus wie die Stärkung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Mit Hilfe von überwiegend freiwilligen Maßnahmen und Anreizen soll die Ressourceneffizienz entlang der Wertschöpfungskette, also von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Kreislaufwirtschaft, gesteigert werden.

Im Bereich der Rohstoffversorgung geht es nicht nur um die Menge, sondern auch um die Art und Weise, wie Rohstoffe gesucht, gefördert, aufbereitet und transportiert werden. Die Grundlagen sind hierbei die Einhaltung der menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Rohstofflieferketten durch die beteiligten Unternehmen. Durch die in ProgRess III benannten Maßnahmen soll die Rohstoffgewinnung langfristig so gestaltet werden, dass natürliche Ressourcen geschont, die Umwelt entlastet, die soziale Situation in den Bergbauländern verbessert und ebenso ökonomischen Engpässen begegnet wird. Auch in den Rohstofflieferketten sollen Maßnahmen aus ProgRess III dazu führen, dass Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette dabei unterstützen werden, sich systematisch, kontinuierlich und transparent mit den Umweltrisiken auseinanderzusetzen, die bei der Gewinnung der Rohstoffe am Anfang ihrer Lieferkette auftreten.

Kreislaufwirtschaftsgesetz

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) wurde im Jahr 2012 verabschiedet und dient der Umsetzung der Europäischen Richtlinie (2008/98/EG) über Abfälle (auch als Abfallrahmenrichtlinie bezeichnet). Mit dem KrWG wird eine Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen in Deutschland gefördert und der Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sichergestellt. Dabei ordnet das KrWG Maßnahmen der Vermeidung und Abfallbewirtschaftung folgende Rangfolge ("5-stufige Abfallhierarchie") zu:

  1. Vermeidung
  2. Vorbereitung zur Wiederverwendung
  3. Recycling
  4. sonstige Verwertung
  5. Beseitigung

Gerade die Stufen "Vermeidung", "Vorbereitung zur Wiederverwendung" und "Recycling" der Abfallhierarchie dienen dazu die Rohstoffversorgung zu sichern.

Rohstoffstrategie der Bundesregierung

Mit der ersten Rohstoffstrategie hat die Bundesregierung 2010 den Handlungsrahmen gesetzt, um Unternehmen bei einem verantwortungsvollen, der Nachhaltigkeit verpflichteten Bezug von mineralischen Rohstoffen zu unterstützen und eine langfristige Sicherung der deutschen Wirtschaft mit Rohstoffen zu gewährleisten. Die Strategie stand unter dem Leitmotiv, dass in erster Linie die Unternehmen verantwortlich sind ihre Rohstoffversorgung sicherzustellen. Hauptaufgabe der Bundesregierung war die politische Flankierung dieser Strategie. Heute sind Nachfrageveränderungen, Handelsstreitigkeiten, die hohe Marktmacht Einzelner, gestiegene Anforderungen, sozial- und umweltgerechte Lieferketten sowie Garantie und Achtung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten beherrschende Themen.

Das Bundeskabinett hat in 2020 die Fortschreibung der Rohstoffstrategie der Bundesregierung beschlossen. Die insgesamt 17 Maßnahmen sollen Unternehmen bei einer sicheren, verantwortungsvollen und der Nachhaltigkeit verpflichteten Rohstoffversorgung unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu stärken und durch einen effizienten Umgang mit Rohstoffen - unter anderem auch durch eine stärkere Kreislaufwirtschaft - den Einsatz von Primärrohstoffen möglichst niedrig zu halten.

Welche politischen Strategien gibt es in Europa zur Sicherung der Rohstoffversorgung?

Rohstoffinitiative für Europa

Im Jahr 2008 hat die Europäische Kommission die "Rohstoffinitiative" gestartet. Diese Strategie soll Antworten auf verschiedene Herausforderungen bzgl. der Versorgung mit nicht-energetischen und nicht-landwirtschaftlichen Rohstoffen geben.

Die Rohstoffinitiative besteht aus drei Säulen:

  • gesicherter Zugang zu Rohstoffvorkommen in Drittländern zu gleichen Bedingungen für alle,
  • Förderung einer nachhaltigen Versorgung mit Rohstoffen aus europäischen Quellen,
  • Steigerung der Ressourceneffizienz und Förderung der Kreislaufwirtschaft.

In der Mitteilung des europäischen Parlaments im Jahr 2013 wird betont, dass die Rohstoffversorgung der EU aus heimischen Quellen wichtig ist und eine faire und dauerhafte internationale Rohstoffversorgung gewährleistet werden soll.

EU-Umweltforschung "Horizont 2020"

Für die Herstellung wichtiger Konsumgüter benötigt die Europäische Union eine Vielzahl an Rohstoffen. Sie sind für die Wettbewerbsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit der europäischen Industrie von zentraler Bedeutung. Dabei ist die EU zu einem großen Teil von Importen abhängig. Um dem entgegenzuwirken hat die Europäische Kommission ein Förderprogramm für Forschung und Innovation, das seit 2014 bis 2020 läuft, ausgeschrieben. Eine zentrale Zielsetzung dieses Programms ist die Gewährleistung einer nachhaltigen Versorgung mit nicht-energetischen und nicht-landwirtschaftlichen Rohstoffen. Im Arbeitsprogramm 2018-2020 ist daher nach wie vor die nachhaltige und sichere Versorgung der europäischen Industrie mit Rohstoffen ein wichtiger Punkt. In diesem Zusammenhang wird der Ansatz zu einer nachhaltigen Gewinnung der Rohstoffe und der Abtrennung und Gewinnung von Nebenprodukten fortgeführt. Einen weiteren wichtigen Punkt in dem aktuell laufenden Arbeitsprogramm stellt die Kreislaufwirtschaft mit der Aufarbeitung und dem Recycling von End-of-Life-Produkten sowie der Abtrennung giftiger Stoffe dar.

Der europäische Grüne Deal

Die EU-Kommission hat mit dem europäischen Grünen Deal eine neue Wachstumsstrategie vorgestellt, mit der der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft gelingen soll. Die Ziele des EU Grünen Deals umfassen die Klimaneutralität und eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums von der Ressourcennutzung für alle Regionen Europas bis 2050. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, sollen alle Sektoren der europäischen Wirtschaft unter anderem in umweltfreundliche Technologien investieren und Innovationen in diesem Bereich gefördert werden.

Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen

Die Europäische Kommission hat am 03. September 2020 einen Aktionsplan "Critical Raw Materials Resilience: Charting a Path towards greater Security and Sustainability" zu kritischen Rohstoffen, welcher die Liste kritischer Rohstoffe 2020 beinhaltet und eine Zukunftsstudie "Critical Raw Materials for Strategic Technologies and Sectors in the EU – A Foresight Study" veröffentlicht. In der nachfolgenden Tabelle ist eine Übersicht der 30 Rohstoffe zu finden. Neun dieser Rohstoffe sind auch Schlüsselrohstoffe für die bayerische Wirtschaft (fett gedruckt). Zudem haben elf dieser Rohstoffe laut der genannten Studie ein hohes bis sehr hohes Versorgungsrisiko für Zukunftstechnologien wie Robotik, erneuerbare Energien, Photovoltaik, Luft- und Raumfahrt, E-Mobilität und auch Windenergie (kursiv gedruckt).

Kritische Rohstoffe der EU 2020

Liste der kritischen Rohstoffe für die EU. Neun dieser Rohstoffe sind auch Schlüsselrohstoffe für die bayerische Industrie (fett). Elf dieser Rohstoffe haben laut EU ein hohes bis sehr hohes Versorgungsrisiko für Zukunftstechnologien (kursiv). Quelle: EU (2020): Critical Raw Materials for Strategic Technologies and Sectors in the EU.
Rohstoff Rohstoff Rohstoff
Antimon Kobalt Scandium
Baryt Kokskohle Leichte seltene Erden
Bauxit Lithium Schwere seltene Erden
Beryllium Magnesium Siliciummetall
Borat Metalle der Platingruppe Strontium
Flussspat Naturkautschuk Tantal
Gallium Natürlicher Grafit Titan
Germanium Niob Vanadium
Hafnium Phosphor Wismut
Indium Phosphorit Wolfram

Zum Schutz dieser kritischen Rohstoffe verfolgt die Europäische Kommission folgende langfristige Ziele:

  • Reduzierung der Abhängigkeit Europas von Drittländern, durch die Stärkung der inländischen Rohstoffbeschaffung
  • Steigerung der Ressourceneffizienz
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft durch nachhaltige Produkte und Innovationen
  • Etablierung einer weltweiten verantwortungsvollen Rohstoffbeschaffung

Zur Erreichung dieser Ziele möchte die Europäische Kommission, laut einem Datenblatt zum Aktionsplan "Critical Raw Materials", die zehn folgenden Maßnahmen umsetzen:

  1. Gründung einer von der Industrie angetriebenen Europäischen Rohstoffallianz
  2. Entwicklung nachhaltiger Finanzierungskriterien für den Bergbau und den Rohstoffsektor
  3. Einführung von Forschung und Innovation in den Bereichen Abfallverarbeitung, moderner Werkstoffe und Substitution kritischer Rohstoffe
  4. Kartierung des potenziellen Angebots an Sekundärrohstoffen kritischer Materialien in Europa und Identifizierung tragfähiger Rückgewinnungsprojekte kritischer Materialien
  5. Ermittlung prioritärer Abbau- und Verarbeitungsprojekte für kritische Rohstoffe in der EU
  6. Entwicklung von Fachwissen und Fähigkeiten im Bergbau
  7. Einsatz von Erdbeobachtungsprogrammen und Fernerkundung für die Erforschung von Ressourcen, den Betrieb und das Umweltmanagement nach der Schließung
  8. Entwicklung von Forschungs- und Innovationsprojekten zur Verringerung der Umweltauswirkungen der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
  9. Entwicklung strategischer internationaler Partnerschaften zur Sicherung einer diversifizierten Versorgung mit nachhaltigen kritischen Rohstoffen, beginnend mit Pilotpartnerschaften mit Kanada, interessierten Ländern in Afrika und den Nachbarländern der EU im Jahr 2021
  10. Förderung verantwortungsvoller Bergbaupraktiken für kritische Rohstoffe

EU-Verordnung über Mineralien aus Konfliktgebieten

In der Europäischen Union wird ab Januar 2021 eine neue Verordnung über Konfliktmineralien in Kraft treten. Diese soll dazu beitragen, den Handel mit den vier Konfliktmineralien – Zinn, Tantal, Wolfram und Gold – einzudämmen, da die Mineralien zum Teil unter widrigen und menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden und/oder zur Finanzierung bewaffneter Konflikte dienen. Die EU-Importeure dieser Materialien sind verpflichtet, eine Sorgfaltsprüfung ihrer Lieferanten hinsichtlich der Abbaubedingungen und möglicher Konflikte in den Regionen vorzunehmen Diese Verordnung ist in diesem Punkt vergleichbar mit dem Dodd-Frank-Gesetz, das 2010 in den Vereinigten Staaten erlassen wurde.