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Recycling-Baustoffe

Recycling-Baustoffe – kurz RC-Baustoffe – sind Sekundärrohstoffe, die durch Aufbereitung mineralischer Bau- und Abbruchabfälle entstehen, wodurch diese erneut im Hoch- und Tiefbau zum Einsatz kommen können. Bau- und Abbruchabfälle stellen sowohl in Deutschland als auch in Bayern den größten Abfallstrom dar. Dazu zählen unter anderem Bodenaushub und Steine, Bauschutt (Beton, Ziegel, Fliesen, Keramik) und Straßenaufbruch. Dies sind mineralische Abfälle.

Nach den Vorgaben der Ersatzbaustoffverordnung hergestellte, güteüberwachte und klassifizierte RC-Baustoffe sind – unter Berücksichtigung der Einsatzmöglichkeiten in Verbindung mit den Einbauweisen nach Anlage 2 oder 3 Ersatzbaustoffverordnung und sofern sie die notwendigen bautechnischen Eigenschaften aufweisen – den Primärbaustoffen gegenüber als qualitativ gleichwertig anzusehen. Sie bergen ökonomische und ökologische Potenziale und leisten als hochwertige Sekundärrohstoffe einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft – und damit zum nachhaltigen Ressourcen- und Klimaschutz.

Um dieses Bewusstsein zu stärken und die Potenziale von RC-Baustoffen auszuschöpfen, hat die Bayerische Staatsregierung am 29.03.2022 ein Maßnahmenpaket für den verstärkten Einsatz von Recycling-Baustoffen beschlossen: "Mission RC20/25 – Bayern baut auf Umweltschutz!".
Ziel des Freistaates Bayern ist es, bis 2025 den Anteil des Bauschutts, der in Recyclinganlagen aufbereitet wird, als gesamtgesellschaftliche Aufgabe um 20 % zu steigern.

Im Folgenden finden Sie genauere Informationen rund um das Thema RC-Baustoffe.

Kontaktieren Sie uns gerne bei Anregungen oder Fragen!

Welche Bau- und Abbruchabfälle fallen an und wie werden sie entsorgt?

Bild vergrössernAbbildung 1: Prozentuale Zusammensetzung der Bau- und Abbruchabfälle in Bayern 2018. Quelle: Eigene Darstellung nach LfStat (2020).

Laut Statistischem Bundesamt machten Bau- und Abbruchabfälle mit rund 228 Mio. t im Jahr 2018 55 % des Gesamtabfallaufkommens in Deutschland aus. Im selben Jahr waren es in Bayern 53 Mio. t. Abbildung 1 zeigt die prozentuale Zusammensetzung der Bau- und Abbruchabfälle in Bayern 2018, wobei Bodenaushub und Steine mit 63 % den größten Anteil ausmachten. Die zweitgrößte Fraktion war Bauschutt (19 %), gefolgt von Straßenaufbruch (7 %). Die restlichen 11 % werden Bauholz, -glas und sonstigen Bauabfällen zugeordnet.

Wie mit diesen Abfällen umzugehen ist, ist durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) festgelegt. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollten Baustoffe gemäß der Abfallhierarchie vorrangig wiederverwendet oder zur Wiederverwendung vorbereitet werden. Ansonsten sind sie als Bau- und Abbruchabfälle – soweit technisch und wirtschaftlich umsetzbar – aufzubereiten. Diese Art der stofflichen Verwertung wird Recycling genannt. Grundsätzlich ist das Recycling der Verfüllung vorzuziehen. Die letzte Option ist die Beseitigung auf Deponien. Durch Wiederverwendung oder Recycling werden nicht nur weniger Abfälle erzeugt, sondern auch nachteilige Umweltauswirkungen vermieden, die Kreislaufwirtschaft gefördert und natürliche Ressourcen geschont.

Bild vergrössernAbbildung 2: Prozentuale Verteilung über die verschiedenen Entsorgungswege für Bauabfälle in Bayern 2018. Quelle: Eigene Darstellung nach LfStat (2020).

Abbildung 2 bildet die prozentuale Verteilung über die verschiedenen Entsorgungswege für Bauabfälle in Bayern 2018 ab. Gut die Hälfte (54,6 %) der 53 Mio. t wurde verfüllt. 18,6 % wurden Bauschuttrecyclinganlagen zugeführt, darunter fällt auch die Vorbehandlung für Asphaltmischanlagen. Weitere Entsorgungswege waren die Verwertung in anderen Abfallentsorgungsanlagen (15,6 %) und die Beseitigung in Deponien und anderen Abfallbeseitigungsanlagen (11,2 %).

Wie werden Bau- und Abbruchabfälle zu RC-Baustoffen aufbereitet?

Um aus dem Abbruch von Gebäuden qualitativ hochwertige Materialien für das Baustoff-Recycling zu erhalten, muss bereits auf der Baustelle vorgearbeitet werden. Hierbei ist Selektiver Rückbau entscheidend: schadstoffhaltige Materialien und Bauteile müssen entfernt und die verschiedenen Abfallfraktionen getrennt gehalten werden.

Die Aufbereitung erfolgt in mobilen oder stationären Recyclinganlagen, in denen die mineralische Abfallfraktion zerkleinert, gesiebt und von Fremd- und Störstoffen (zum Beispiel Holz, Kunststoff, Metall) befreit wird. Durch eine ständige qualitätssichernde Güteüberwachung wird der Nachweis der Bautauglichkeit und der Umweltverträglichkeit der erzeugten Baustoffe erbracht. Diese aufbereiteten und zur Verwendung/ Verwertung geeigneten mineralischen Baustoffe heißen Recycling-Baustoffe (RC-Baustoffe).

Um möglichst selektiv Rückbauen und hochwertig Aufbereiten zu können, ist das Wissen über die in Gebäuden verbauten Stoffe von zentraler Bedeutung. Die Technische Universität München hat dazu die "Machbarkeitsstudie – Rohstoffkartierung Bayern" erstellt und u. a. verbaute Stoffe im Wohngebäudebestand sowie zu erwartende Materialströme aus dem Abbruch von Wohngebäuden (für z. B. Urban Mining) untersucht. Das REZ hat die Studie betreut und die Ergebnisse für Sie zusammengefasst:

Welche Qualitätsanforderungen werden an RC-Baustoffe gestellt und wie werden diese geprüft?

Zertifizierte RC-Baustoffe unterliegen einer konsequenten Qualitätssicherung. Ihre Verwendung gilt als rechtssicher und regelwerkskonform, da sie auf ihre Umweltverträglichkeit sowie bautechnische Eignung geprüft wurden und gütegesichert sind.

Die bautechnischen Anforderungen sind in Deutschland auf Bundesebene festgelegt und werden in den Bundesländern extra eingeführt. Beispielhaft seien Technische Lieferbedingungen (TL) und Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien (ZTV) genannt.

Die umwelttechnischen Anforderungen waren in Bayern auf Länderebene bis 31.07.2023 im Leitfaden RC-Baustoffe definiert.

Zur Vereinheitlichung länderspezifischer Regelungen für die Verwertung von mineralischen Abfällen wurde auf Bundesebene die "Mantelverordnung" mit der "Ersatzbaustoffverordnung" und einer Novelle der Bodenschutzverordnung über 15 Jahre lang diskutiert. Sie wurde im Juli 2021 im Bundesgesetzblatt bekanntgegeben (BGBl Teil I 2021 Nr. 43 vom 16.07.2021). Die Verordnung trat am 1. August 2023 in Kraft.

Die Einhaltung der bau- und umwelttechnischen Regelungen wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen geprüft. Seit 01.10.2020 soll die QUBA - Richtlinie für die Qualitätssicherung von mineralischen Sekundärbaustoffen deren Einsatz im Bauwesen fördern. Bei erfolgreicher Prüfung gemäß der Richtlinie wird für qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe das bundesweit einheitliche Qualitätssiegel QUBA verliehen. Darüber hinaus werden durch diese Richtlinie Anforderungen standardisiert, Bezeichnungen vereinheitlicht und Sekundärbaustoffe technisch beurteilt.

Geprüfte und zertifizierte RC-Baustoffe können sicher eingesetzt werden. Eine ordnungsgemäße und schadlose Verwertung wird dabei gewährleistet, sofern sie entsprechend der Vorgaben der Ersatzbaustoffverordnung verwendet werden.

Welche Einsatzgebiete gibt es für RC-Baustoffe?

Je nach stofflicher Zusammensetzung sowie bau- und umwelttechnischen Eigenschaften kommen RC-Baustoffe für zahlreiche unterschiedliche Zwecke zum Einsatz. Dabei können sie zur Herstellung von Bauprodukten oder in technischen Bauwerken verwendet werden.

Einsatzmöglichkeiten finden sich exemplarisch in folgenden Bereichen:

  • Erd- und Tiefbau (zum Beispiel Sicht- und Lärmschutzwälle, Deponieersatzbaustoff, Ver-/ Hinterfüllmaterial)
  • Straßen- und Wegebau (zum Beispiel Frostschutzschichten, hydraulisch gebundene Tragschichten, Bankettmaterial)
  • Hochbau (zum Beispiel als Zuschlagsstoff für R-Beton – Hinweis: die Ersatzbaustoffverordnung gilt nicht im Hochbau.)
Bild vergrössernAbbildung 3: Prozentuale Verteilung über die Einsatzgebiete der in RC-Anlagen gewonnenen Erzeugnisse in Bayern 2016. Quelle: Eigene Darstellung nach LfStat (2019).

In Bayern werden die in Recycling-Anlagen gewonnenen Erzeugnisse überwiegend im Straßen- und Erdbau eingesetzt. Abbildung 3 zeigt, dass 2016 in Bayern 36 % der insgesamt 11 Mio. t in den Straßen- und Wegebau sowie 30 % in sonstigen Erdbau gingen. 26 % wurden Asphaltmischanlagen zugeführt, 6 % unter anderem beim Bau von Sportplätzen und Deponien eingesetzt und 2 % der Recycling-Erzeugnisse als Betonzuschlag für den Hochbau verwendet.

Welche Praxisbeispiele gibt es in Bayern?

Einige Beispiele größerer Maßnahmen sind:

  • Autobahnausbau der A99 bei München:
    Recycling mit mobilen Brecher- und Siebanlagen und direkte Wiederverwendung vor Ort von Abbruchabfällen der alten Brücke, des Asphaltoberbaus und der Frostschutzschichten (in Summe ca. 500.000 t RC-Baustoffe)
  • Neubau der Tank- und Rastanlage Fürholzen:
    insgesamt ca. 237.000 t RC-Gesteinskörnungen (R-Beton/ RC-Mix)
  • Neubau der Umweltstation in Würzburg:
    insgesamt ca. 450 t Gesteinskörnungen zur Herstellung von etwa 600 m3 R-Beton
  • Bayernkaserne in München:
    ca. 600.000 t schadstofffreies Abbruchmaterial durch Selektiven Rückbau, vor Ort Aufbereitung für neuerlichen Einsatz und dadurch Einsparung von ca. 3,2 Mio. Transportkilometern
  • Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK) – Best-Practice-Beispiele: Gebäudetechnik der Zukunft im Video

Warum sollen RC-Baustoffe eingesetzt werden?

Die Verwendung von RC-Baustoffen trägt maßgeblich zur gesetzlich verankerten Kreislaufwirtschaft bei. Durch die Nutzung von Sekundärrohstoffen kann der Abbaubedarf von Primärrohstoffen gesenkt werden.

Außerdem kann bei der Entsorgung eine Umverteilung erreicht werden. Wird durch Recycling mehr Material im Kreislauf gehalten, muss entsprechend weniger Material zum einen abgelagert und zum anderen neu gewonnen werden. Durch die Nutzung von RC-Baustoffen kann eine Kreislaufwirtschaft etabliert werden, die große Potenziale zum Umwelt- und Ressourcenschutz bietet.

Schadstoffe werden dem Kreislauf gezielt entzogen und luft-, lärm- und klimawirksame Emissionen können durch regionale Verfügbarkeit und kürzere Transportwege gemindert werden. Aber auch in ökonomischer Hinsicht birgt die Kreislaufwirtschaft im Bausektor Vorteile.

Nachstehend einige Beispiele:

  • Versorgungssicherheit:
    Abbruchabfall ist (lokal) vorhanden und kann Unabhängigkeit bzgl. Verfügbarkeit und Preisvolatilitäten schaffen. Außerdem können Transportkosten und Zeitaufwand sinken.
  • Entsorgungssicherheit:
    Entsorgungskosten können durch Aufbereitung der Abfälle zu RC-Material reduziert werden. Dieses RC-Material kann weiterverkauft oder direkt selbst verwendet werden (zum Beispiel in R-Beton für Schüttgutboxen), wodurch der Zukauf von Material verringert werden kann.
  • Bautechnische Hochwertigkeit:
    Die bau- und umwelttechnischen Anforderungen an zertifizierte RC-Baustoffe sind auf den jeweiligen Verwendungszweck abgestimmt, sodass durch deren Produktion neue Materialien mit klar definierten Eigenschaften entstehen. Die Kenntnis über die genaue Zusammensetzung ist bei Primärrohstoffen nicht immer gegeben.